Schöne Grüße aus dem heißen Clorinda, wo ich seit etwa eineinhalb Wochen bin und mein Praktikum absolviere. Clorinda liegt in der Provinz Formosa, welche sich im Norden Argentiniens befindet, an der Grenze zu Paraguay. Clorinda liegt wiederum im äußersten Norden der Provinz, ist also eine Grenzstadt und direkt neben Asunción, der Hauptstadt Paraguays. Daher herrscht hier auch ein starker paraguayischer Einfluss und es wird nicht mehr der charakteristische zentralargentinische Akzent mit dem schönen Singsang gesprochen. Da muss ich mich noch ein bisschen dran gewöhnen, wehre mich noch ein wenig, gewisse sprachliche Angewohntheiten zu unterlassen. Es herrschen häufig Temperaturen deutlich über 40ºC und gepaart mit der Luftfeuchtigkeit schwitzt man daher durchgängig. Ist aber nicht so schlimm, denn das machen ja alle.
Aber bevor ich mehr zu diesem Ort schreibe, noch ein Bericht zu den letzten Reiseerlebnissen, diesmal wirklich kurz.
Über Silvester ging es für Dennis, Julian und mich mit dem Boot nach Montevideo, Uruguay. Wir hatten vorher noch drei Tage in Buenos Aires gehabt und mussten uns dann relativ endgültig von der Stadt verabschieden, inkl. von unserem Haus und San Telmo. Das war schon ein bisschen blöd. Uruguay ist glaube ich ein sehr schönes Land, klein und fein. Sehr nette Menschen. Und sehr in Richtung Argentinien orientiert. Aber wirklich kennengelernt haben wirs in der kurzen Zeit natürlich nicht. Montevideo ist auch denke ich eine sehr schöne Stadt, allerdings kam der Scharm nicht so recht herüber, vllt ist es anders, wenn man zu einem anderen Zeitpunkt dort ist und zB die Studenten alle da sind. Das war nämlich das Problem. Uns wurde vorher sehr viel versprochen. Ganz viele Leute, ganz viel Musik und Feierei. Die Uruguayer haben allerdings schon nachmittags sich total betrunken. Da gab es dann auch die Musik. Allerings war das ganze (grölende Uruguayer, die alle irgendnen süßen Schampus getrunken haben, weswegen dann überall grüne Flaschen lagen und der gesamte Boden klebte) nach etwa 2 Stunden vorbei und die Stadt ausgestorben, alle Läden zu. Also erstmal an den Hafen, Plastiktüten aufgesetzt und ein wenig Bier getrunken. Danach fanden wir dann sogar noch einen offenen Laden (so ziemlich der einzige in der Stadt, er wurde natürlich von Asiaten geleitet;) ). Der restliche Abend verlief aber eher krumm und schief. Der Grill für das vom Hostel versprochene Asado wurde viel zu spät angemacht, sodass wir beim Jahreswechsel uns nicht in der Stadt befanden, sondern noch auf dem Hosteldach waren und das neue mit einem Fleischstück in der Hand begrüßten. Anschließend wurden wir überredet mit einer Gruppe zu einer angeblichen Privatparty zu gehen, die aber nie gefunden wurde. Als wir dann anschließend in die Stadt wollten, gab es in der Hauptstadt Uruguays nur eine einzige Kneipenstraße in der was los war… So ist es eben manchmal mit den ach so besonderen Tagen die man auch ganz besonders feiern möchte:D
Egal, trotzdem insgesamt ein gutes Uruguayerlebnis, der Plan war anschließend irgendwie nach Iguazu (Argentinien, beim Dreiländereck mit Brasilien und Paraguay) zu den Wasserfällen zu kommen, am besten über Porto Alegre, Brasilien. Selbstverständlich fit wie ein Turnschuh ging es Neujahr zu Terminal, jaja wir gönnten uns keine Ruhepause. Trotz eigentlichem Überhaupt-nichts-geht haben wir dann tatsächlich einen Bus nach Porto Alegre gefunden, kamen dort dann auch gut an, erkundigten uns nach Weiterfahrtmöglichkeiten nach Iguazu, fanden welche für abends um 19h (perfekt, so konnen wir uns noch ein bisschen die Stadt angucken) aber als wir eine halbe Stunden später die Tickets holen wollten, war alles voll. Toll, also eine spontane Nacht im hostel und deutlich mehr Ausgaben. Wir haben dann allerdings ein sehr günstiges gefunden mit total netten Leuten von denen uns einer dann sogar eine Stadtführung gab. Perfekt, haben also durch einen Einheimischen Porto Alegre und damit einen kleinen Teil Brasiliens richtig gut kennengelernt. Abends führte er uns dann noch zu einem Churrasco-restaurant, die brasilianische Variante von Asado, mit riesigem Buffet:D Das witzige war nur, dass er weder Englisch noch Spanisch konnte, wir haben also immer Spanisch (ganz langsam) geredet und er portugiesisch (viel zu schnell), was eigtl ganz gut klappte. Haben außerdem noch nen Finnen kennengelernt, der am gleichen Tag ins Hostel kam, man stelle sich also diese Kombi vor: Drei Deutsche, darunter ein Blonder aus Wattenbääiik (der kein Spanisch versteht), ein (natürlich auf seine Art sehr trockener) Finne und ein Brasilianer, die durch Porto Alegre streifen. Aufgrund der sprachlichen Hemmnisse kam es logischweise manchmal zu kleinen Schweigeminuten (es war auch echt anstrengend) und zu manchen Missverständnissen. Z.B. wollten wir den zweiten Tag an den etwas entfernteren Strand fahren, nur ahnten wir nicht, dass Praia viel zu sehr wie Playa klingt, aber nicht Strand, sondern Park bedeutete. Also landeten wir 5 schließlich im Park, der zwar schön war, aber eben doch kein brasilianischer Strand.. Naja willste machen;)
Ah noch eine Anmerkung: Nebenbei erzählte uns der Stadtführer, dass er eine Schwester habe, die die ehemalige Miss Brazil 2006 ist. Und es war keine Verarschung. Wir haben es verifiziert! Haha:D Meine Fresse, wir sind tatsächlich mit dem Bruder der Miss Brazil 2006 herumgestreift!! Leider wohnt sie nun in Rio, wir konnten sie also nciht kennenlernen.. Es gilt also Kontakt aufrecht zu halten;)
An diesem jenen Tag ging es dann wieder auf eine weitere lange Busfahrt, endlich nach Iguazu. Dort angekommen war es schwüüül und heiß. Schließlich ging es auf die argentinische Seite, wieder ein nerviger Grenzübergang mit viel Warten, dann am Terminal die Versuche Geld und Tickets zum Praktikum zu bekommen, zum Hostel, wo wir trotz Reservierung nach zweistündigem Warten wieder weg und zu einem anderen geschickt wurden -alles immer mit dem vollen Gepäck und diesem ungwohnten Klima, sodass ich einen kleinen Kreislaufschlag bekam und statt bei einem Asado und Caipirinha- Abend wie es eigtl geplant war, im Bett lag und mich übergeben musste. Genau das gleiche, was Dennis Heiligabend hatte. Aber genau deswegen waren wir auch sehr eingespielt und Julian und Dennis holten im Ort die nötigen Wundertabletten, die zusamen mit unheimlich viel Schlaf mich bald wieder besser fühlen ließen. Konnte dann zum Glück am folgenden zu den Wasserfällen. Und die waren schon sehr beeindruckend! Diese Wassermassen, die dort eingesogen werden und runterkrachen..Wahnsinn! Haben uns auch eine Bootstour gegönnt, die uns bis unter die Wasserfälle brachte, einen willkommene Abkühlung, da wir klitschnass wurden, was dort allerdings auch öfter geschah. Im Wald gabs dann auch Affen, Nasenbären. Leguane und sogar (endlich!!der erste in meinem Leben!) einen Tukan zu sehen. Fühlte mich ein bisschen an Costa Rica zurückerinnert;) Leider ist das Ganze einer dieser Haupttourismusspots, dementsprechend voller Menschen war es auch. Wäre es nicht so, würde das ganze sicher noch mal ganz anders wirken. Jaa…aber so ist halt. Also ein sehr gutes Erlebnis, war am Ende dann aber auch fix und fertig, noch ein bisschen entkräftet vom Vortag. Es folgte ein eher nüchterner “letzter Reiseabend” und sowieso war es kein gutes Gefühl, dieses Reiseende und die Ungewissheit vor dem Praktikum. Am nächsten Tag ging es dann genau dorthin, mit ein paar Turbulenzen, denn man hatte mir für den 2. Teil der Reise ein Ticket von einem Unternehmen ausgestellt, was von dieser Stadt gar nicht abfuhr. Musste dann dort mitten in der Nacht insg 4 ½ stunden warten und mir ein neues Ticket holen. Das war dann ein ziemlich kaputter Bus, neben mich setzte sich dann auch noch so ein ernster Grenzpolizeibeamter, sodass ich nach kurzem Einnicken ein sehr unangenehmes und wirres Erwachen hatte. Irgendwann schließlich kam ich dann aber an, leicht zerstört, wurde aber extrem nett von meinem “Chef” Patricio empfangen. Es folgte viel Kennenlernen, viele verschiedene Orte und extrem viele Namen, von denen ich an dem Tag vllt ein zehntel behielt. Und nun sind eineinhalb Wochen rum und ich denk ich hab mich ziemlich gut eingelebt.
Das ganze ist eine soziale Entwicklungsorganisation.
Jetzt gabs hier grad nen kleinen Stromausfall u alles über die Organisation geschriebene ist weg.. argh! Werde aber sowieso nächstes mal dann ausfuehrlich schreiben.
Also kurz: es wird hauptsächlich in den ärmsten Vierteln der Stadt gearbeitet, darunter ist auch ein Viertel, in dem das indigene Volk Toba wohnt. Dort zu arbeiten, ist wirklich interessant, zB sprechen die alle noch ihre eigene Sprache (die auch Toba heisst). Allerdings leben gerade die wirklich in vollster Armut. Viele Kinder haben Hautkrankheiten, weil sie sich teilweise in verseuchten Teichen /Flüssen waschen müssen. Und fast alle haben vollkommen kaputte Zähne. Dabei sind es teilweise so hübsche und süsse Kinder.. Es scheint ihnen nur alles schon von Anfang an verstellt zu sein. Die Arbeit in den Vierteln ist zwar teilweise echt anstrengend, gerade in der Hitze, bin regtelmässig danach tot;) aber es ist so toll, wie sehr die Kinder sich freuen können. Das gibt einem selber dann auch irgendwie etwas. Habe auch schon ein paar fans;)
Neben diesen Aktionen, bauen wir zB gerade auch einen Computerraum in einer Schule auf, 15 ganz neue Computer, in solche einem armen Viertel echt genial.
Werde nun aber auch beginnen, mich geographischeren Tätigkeiten zu widmen;) Werd anfangen, in und über das Toba-Viertel zu haben, Befragungen/Umfragen, Recherchen usw. Heute werd ich mit dem Stammeschef sprechen, er ist glücklicherweise ein Freund von Patricio;) Bin gespannt!
Es ist zwar nicht immer einfach hier, insgesamt fühl ich mich aber wohl hier, in der Stadt, mit der Arbeit.. Komme super mit zwei Belgiern zurecht, mit denen ich zusammenwohne (neben mir die einzigen Ausländer), habe durch sie auch nen kleinen argentinischen Freundeskreis bekommen (es gibt auch viele einheimische Voluntäre, aber die sind teilweise wirklich noch jung…). Und ich spreche nur noch Spanisch, endlich:D Wurde aber auch mal Zeit!
So das nächste mal schreib ich ein bisschen ausführlicher über die Tätigkeiten hier, zusammen mit ein paar Fotos. ZB waren wir das Wochenende in Paraguay, muss da aber noch Fotos raussuchen. Das doch was;)
So, euch allen eine gute Zeit und liebe Grüsse aus Clorinda!
Hier nun Fotos von den Reisen:
während des ersten Stadtganges in MOntevideo am "Plaza de Libertad"
Die Dachterasse vom Hostel
Silvester nachmittags auf dem Weg zum Stadtstrand
Juhu Silvester am Strand!
Uruguayer betrinken sich
Ein uruguayischer Brauch, alle Tage des Jahres werden als Kalenderzettel aus dem Fenster geworfen (Stadt war also voller Zettel)
Froh am Hafen
naja muss man so akzeptieren
Dennis der Baecker!
im neuen Jahr ein sehr schoenes Auto gefunden
Schliesslich in Porto Alegre, ein bisschen Brasilien schnuppern!
Blick auf die Seepromenade
sehr gutes Foto
Herrlich, eine frische Kokoknuss
Ja, welch Genuss
Eines der neuen Shippingzentren, die er uns ganz stolz zeigte. Und C&A!
(Im Vordergrund unsere Stadtfuehrer)
Im Park
Eine schoene Strasse in Porto Alegre
Im Parque Nacional de Iguazu. Affen!
Eine Nasenbaerenkolonie
An der "Garganta del Diabolo", Blick von oben auf die Iguazufaelle
Ein Tukan. Ein TUKAAAAN!
Volles Touriprogramm. Los gehts mit dem Boot.
Das sollte uns auch geschehen;)