Donnerstag, 27. August 2009

Erster Bericht über dieses Land, die Stadt und uns

Soo, nun bin ich schon vier Wochen in diesem Land und da wird es mal langsam Zeit für ein paar Berichte und vor allem für ein paar Fotos. Dank der Fakultät und dank der Schweinegrippe (Semesterbeginn wurde um eine Woche verschoben) haben unsere Kurse erst diesen Montag angefangen und so blieb ein bisschen zeit zum Einleben und vor allem zum Umherreisen und Landkennenlernen. Letzteres war auch dringend nötig, nachdem wir (wir, das sind die zusammen aus Kiel angereisten Geographen Florian, Julian und Sören) ca. zwei Wochen intensiv die Stadt erkundet haben, das heißt den ganzen Tag wie blöd durch alle möglichen Sraßen, Menschen- und Automengen bis zur ziemlichen Erschöpfung gelaufen sind. Die anfängliche absolute Begeisterung, welche das Ausnutzen der hier plötzlichen erschwinglichen Genüsse, wie z.B. ein schneller Kaffee in nem stilvollen Straßencafé, günstiges Essengehen, günstige Getränke, u.ä. implizierte, wich nach etwa einer Woche einer leichten Ernüchterung. Denn die Stadt ist zwar unglaublich vielfältig, riesig, es gibt immer wieder neue Sachen zu entdecken, es gibt ein unheimlich großes Kulturangebot, die ganze Stadt hat meiner Meinung nach eine sehr schöne und einzigartige Atmosphäre, usw., also alles was so eine Weltstadt bietet und was ein Kieler u8nd ehemaliger Lüneburger eben absolut nicht gewohnt ist. Aber logischerweise ist sie auch dementsprechend überfordernd, smoggig und (was man speziell von einer lateinamerikanischen Großstadt kaum anders erwarten konnte) unheimlich laut und chaotisch. Die zwei Wochen „Urlaub“ größtenteils auf dem campo waren daher bitternötig und taten sehr sehr gut. Mittlerweile hab ich mich aber wieder ziemlich gut in der Stadt eingelebt kann ihre Vorzüge auch wieder genießen. Beides, Stadt und Land, hat eben seine Vorteile und ne gute Mischung ist wahrscheinlich das Beste und auch angebracht.

Aber erstmal ein paar grundlegende Infos: Wir wohnen in dem Stadtteil San Telmo (Straße Perú 1550, falls jemand bei google gucken möchte) in einem Künstlerhaus, das hauptsächlich an Studenten vermietet (wir wohnen also tatsächlich zusammen und es ist eigentlich ideal und groß genug bzw. von so vielen anderen Mitbewohnern bevölkert, dass man sich nicht irgendwann auf den Geist geht;) ). San Telmo war vor langer Zeit das Edelviertel, mit der Zeit sind die Gutbetuchten aber weiter in die nördlicheren Stadtviertel La Recoleta und Palermo gezogen, sodass dieses Viertel mittlerweile zwar eher zu den ärmeren zählt, aber hier wie man so schön sagt das Buenos Aires des frühen 20. Jahrhunderts stehen geblieben ist. Es gibt hier also sehr schöne alte Bausubstanz (bei den beiden anderen genannten Vierteln überwiegen eher Hochhäuser, die von innen zwar sehr edel, von außen aber eher abgeranzt aussehen, für die wohlhabenderen Argentinier scheint diese Wohnform aber sehr erstrebenswert zu sein), es ist alles eher niedriger gehalten und alles in allem ist es viel ruhiger als die zentraleren Viertel. Zudem gilt es als das Künstler- und Tangoviertel, und dementsprechend sind hier die Läden, Cafés, Bars und anderen Angebote. Außerdem gibt es richtig schöne ruhige Plazas mit regelmäßiger Livemusik und Tango, schöne Parks, usw. Obwohl es ein bisschen weiter vom Zentrum weg ist, gefällts mir hier echt gut.


Abschließend ein paar generelle Beobachtungen aus diesem Land:

-Ich wollte es nicht glauben, aber die Sonne verläuft auf ihrem Weg von West nach Ost tatsächlich über den Norden (bei genauerem Nachdenken aber durchaus plausibel, da Äquator im Norden)
-Dementsprechend andersrum dreht sich das Wasser in den Abfluss (also kein Seemansgarn oder ähnliches
-Dementsprechend ist auch der Mond falschrum (und die wunderbare Eselsbrücke bzgl. „nimmt der Mond zu oder ab?“ (->Rundung lings beim a von abnehmend und rechts beim z der neuen deutschen Schreibschrift oder wie das heißt) ist also nicht mehr anwendbar)

-Alles hier ist später: die Arbeitszeiten bzw. die Uni beginnt deutlich später, gegessen wird abends nicht vor Zehn und nicht selten erst um Elf und wenn man mal um Acht essen gehen will, muss man damit rechnen, dass man im Restaurant der einzige und die Küche eigentlich noch gar nicht geöffnet ist, dementsprechend spät gehen Argentinier ins Bett und stehen sie auf, selbst die Kinder (wie ich bei Flos Gastfamilie gesehen hab) bleiben alltags anscheinend völlig normal bis zwölf/eins wach; geht man abends weg, geschieht dies eigtl. nicht vor drei und selbst dann ist man noch ziemlich alleine in dem Club o.ä. und es ist völlig normal, dass man erst gegen acht/neun/zehn zurückkommt; man brauch wirklich ne Zeit um sich daran zu gewöhnen..

-Man ist hier als Mann unglaublich zuvorkommend zu Frauen und älteren Menschen, gibt ihnen IMMER den Vortritt, lässt sie in den öffentlichen Verkehrsmitteln IMMER sitzen und man wird auch schonmal blöd angemacht, wenn eine ältere oder schwangere Frau einsteigt und man ihr nicht SOFORT den Platz anbietet; aber eigtl. eine schöne Eigenschaft

-Um Mitternacht kommt die Müllmafia

-Straßenhunde sind super (v.a. wenn man gegen Tollwut geimpft ist:D )


Nu ist das doch ein bisschen lang geworden, hoffe es schreckt nicht ab.. Berichte über das zweiwöchige Umherreisen folgen alsbald, an dieser Stelle also ersteinmal ein herzlicher Gruß aus Buenos Aires!



Unser Haus mit einem schönen Auto davor


Plaza Dorrego


noch einmal und nun mit Tango


Das Antiquitätenviertel von S.T.





La Recoleta von oben

1 Kommentar:

  1. moin..
    also erstma vorweg.. sehr coole seite.. so kann jeder sich durchlesen was ihr so macht wann er will.. find ich sehr gelungen..
    und dann is es natürlich super, es euch gefällt und ihr euch wohl fühlt.. die bilder sehen auch echt gut aus..
    zu deinen beobachtungen.. das is ja ziemlich cool.. hatte ich noch gar nicht drüber nachgedacht.. aber macht ja total sinn..
    ach.. und der bericht war keinesfalls zu lang oder abschreckend, sondern sehr gut und interessant.. also immer weiter so..
    also dann bis bald ma wieder..
    nils

    AntwortenLöschen