Das erste Tag war gleich ein Höhepunkt. Um halb acht kamen wir an. Ziemlich fertig von der rational klugen Nachtfahrt, die aber mal wieder absolut scheiße war, mussten wir erstmal zwei Stunden schlafen. Das war super, und noch viel besser war das folgende Frühstück, Asado:D Am frühen Nachmittag, eigentlich ungewöhnlich (es lässt sich also vermuten, dass sie es dann doch wegen uns gemacht haben), und dieses Asado war nochmal eine Steigerung von allen vorherigen. Ein echtes Land-Asado wahrscheinlich mit einer absolut nicht zu schaffenden Menge Fleisch:) Danach zeigte uns Daniél (der Vater) die Fabrik und fuhr mit uns aufs Land raus. Pampa aus dem Bilderbuch:) Überall Rinder, mal Milchkühe oder Schweine, und Soja. Wobei letzteres ja eher ein neuer Trend ist und neben der starken Nachfrage vor allem daran liegt, dass die derzeitige kompetente Regierung den Export von Getreide und Mais verboten hat, um so genügend Futter für die Rinder zu behalten, damit der Fleischpreis dauerhaft niedrig bleibt. Funktioniert natürlich nicht und alle bauen nun Soja an. Naja. Das tolle war, dass wir die Möglichkeit hatten, in einem Anhänger voll mit Soja zu baden. Einfach weil es so super war, hab ich die ganze Zeit die Sojadinger gegessen, sodass ich den gesamten restlichen Tag ein unheimliches Kratzen im Hals hatte und nicht richtig reden konnte. Sollen aber gesund sein! Nach dieser befreienden (befreiend aufgrund eines aufkommenden intensiven Freiheitsgefühls) Landbesichtigungstour ging es etwas später zu Daniéls Bruder. Sein Bruder ist seeehr argentinisch, er ist ein Gaucho durch und durch. Zudem hat er Pferde und genau auf denen sollten wir bei der Gelegenheit auch reiten! Haha, super! Ich war gleich vollends begeistert, besitze ich schließlich schon eine gereifte Reiterfahrung durch die gelegentlichen Besuche bei dem Pferd, das Imke früher einmal hatte. Julian und Flo DAGEGEN saßen nur irgendwann als Kind einmal auf einem solchen Tier, dementsprechend nervös waren sie natürlich (das ist jetzt natürlich etwas verzehrt dargestellt:D). Wie auch immer, es war super. Wir ritten auf einer Rinderranch (oder wie man das nennt), inklusive Stier. Dazu muss ich sagen, dass ich eine kleine Rinder- und insbesondere Stierphobie habe, zum einen, weil diese Tiere meiner Meinung nach etwas dumm und dementsprechend nicht einzuschätzen sind, andererseits, weil ich diese Tiere esse und sie demnach durchaus das Recht hätten, mich anzugreifen, und letztendlich hat so ein Stier ja Hörner und dazu einen Körper, der etwas furchterregend scheint. Doch dieser Moment der puren Landromantik (zu allem Überfluss ging nämlich auch noch die Sonne unter) und diese Stille versetzten mich in einen tranceähnlichen Zustand, sodass ich (wie auch alle anderen) meine Furcht besiegen konnte und die Rinderherde samt Stier in die Ecke „trieb“. Das Beste, der Stier guckte zwar ziemlich sauer, hatte aber unheimliche Angst:D Ha!
Anschließend gabs dann noch ein highlight. Die Woche drauf fand eine Gauchoveranstaltung statt, wofür des Daniéls Bruder und ein weiterer Gaucho das Einfangen des Stieres üben mussten. Und das taten sie dann. Geniales Bild, die Sonne gerade untergegangen, wir das ganze mit einem Mate beobachtend und vor uns die rennende Rinderherde, die beiden Gauchos auf ihren Pferden und überall aufgewühlter Sand. Nach ein paar misslungenen Versuchen schafften sie es dann tatsächlich, den Stier zwischen den beiden Pferden einzuklemmen, sah wirklich beeindruckend aus!
Anschließend konnten wir noch bei dem täglichen Versuch eines Gauchos, einen Hengst zu zähmen, zugucken (dat war nochn Hengst!), tranken zusammen Mate inkl. Gespräche über Politik und Drogenproblematik (man ist auf dem Land also durchaus nicht ignorant) und fuhren (mir der Einladung, auf jeden Fall noch einmal vorbeizukommen wenn nicht sogar dort Weihnachten zu feiern im Handgepäck) äußerst zufrieden davon. Und mir wurd klar, dass so ein Leben dort doch eigentlich das Beste ist und ich eigentlich nicht wieder zurück in die Hauptstadt wollte..:D
Im Grunde war dieser Donnerstag der ereignisreichste Tag, der Freitag war ganz entspannt, wir genossen das Nichtstun und das dortige Familienleben, und abends gab es schon wieder Asado:) Diesmal gab es „matambre a la pizza“. Matambre ist Bauschfleisch, das quasi den Pizzaboden darstellt, darauf kommt dann eine Tomatensauce mit Käse. Das ganze geschah mit Schweinebauch, tatsächlich in der Größe einer Pizza, dazu gabs das ganze dann nochmal in der Rindversion mit der entsprechenden Größe, allerdings nur Matambre, ohne Pizza. Total zartes Fleisch, Wahnsinn.War ein witziger Abend mit seehr guten Gesprächen, Bildergezeige, usw. Nachts beschlossen wir dann spontan mit ein paar Kumpels von Flo wegzugehen, was dann im Endeffekt doch eine etwas größere Sache wurde. Herrlich mit ner Horde Argentinier zu feiern!! Ging dann auch etwas länger, kamen irgendwann gegen neun oder zehn zurück als in der Tankstelle schon längst wieder Hochbetrieb herrschte;) Dementsprechend kurz war der anschließende Samstag, wir machten mit Daniél allerdings ne echt schöne Tour zu einer Lagune ganz in der Nähe. Wieder ging irgendwie gerade die Sonne unter, und es gab dort so unheimlich viele Vögel inkl. Flamingos, geniale Stimmung. Muss dort auf jeden Fall nochmal im Sommer hin. Anschließend fuhren wir kurz an einem Casino vorbei, was vor Kurzem mitten im Nichts mit spanischem Kapitel aufgebaut wurde. Ein wirklich kleines Dorf, was vorher ziemliche Strukturprobleme hatte, erlebt dadurch gerade einen zweiten Frühling. Und das Casino ist wirklich mal ein Casino und es scheint ganz gut zu laufen. Fand ich ganz witzig und ein bei der Besichtigung aufkommender Spieldrang ist nicht zu negieren:D
Den Sonntag mussten wir dann leider wieder zurück, der Ausblick auf die riesige Stadt und den Unibeginn war für mich nicht unbedingt das Schönste, was ich mir vorstellen konnte und ich wäre wirklich gerne noch länger dort geblieben. Mittags (Daniél war den ganzen Tag über mit Freunden angeln) kam allerdings noch Hector, oder besser Don Hector, mit seiner Frau vorbei (sprich die Großeltern) und machte – Asado, das dritte in vier Tagen:D Es war aber diesmal wieder ein wenig anders und es gab dazu UNHEIMLICH guten Wein (Hector ist in einem Club, von dem er regelmäßig argentinischen Wein zugeschickt bekommt)! Man merkt im schon sehr das Maestro-Dasein an (er bezeichnet sich selber als Häuptling;) ), voller Stolz hat er uns z.B. auch Fotos von Angeltouren in Patagonien gezeigt, natürlich mit ganz vielen ganz großen und prächtigen Fischen. Aber wiedermal unheimlich nett! Und wenn es sich einer erlauben kann, ein Maestro-Dasein zu führen, dann er;) Er brachte uns dann auch zum Busbahnhof und zurück gings nach Buenos Aires, ins HARTE Studentendasein!
Glücklicherweise war das ganze dann doch nicht so hart und ich hab mich ziemlich schnell wieder ziemlich wohl gefühlt in der Stadt und ihre Vorzüge genossen:) Man braucht nur ab und zu mal eine Abwechslung. So über Uni etc. dann im nächsten Bericht.
Erstmal Fotos hier:
erstes Mal Asado
Sinfines-Fabrik und eine - uuii- deutsche Maschine
Ein altes Auto und ein Pferd
Francisco und Sojamüll
Im Sojawagen!
Soooja
als erstes Flo
Julian versucht sich auch
und mein Versuch
es hakt ein wenig
aber dann die Kühe bezwungen
Vaddern..
und Sohn
Toro-Jagd
Zwei Gauchos und wir, in der Mitte der Bruder
Zweites Mal Asado
Und schließlich der Besuch des Maestro
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